Frequenzen - Resonanzen
Vier musikalisch-szenische Lesungen
in Zusammenarbeit mit dem Schlosstheater Moers
Die Erstaufführungen von Frequenzen I bis IV fanden von Oktober 2015 bis Februar 2016 statt. Im Oktober 2016 wird die Serie unter dem Titel Resonanzen im Rahmen des Diözesanprojekts "Im Gegenüber" in Würzburg (Burkardushaus/Katholische Akademie) wieder aufgenommen.
Kunsu Shim: Ich bin wo ich sein möchte. Performance.
Foto: Helmut Berns / Schlosstheater Moers
Idee
„Frequenzen“ sind als physikalische Größe eine Einheit, die die Häufigkeit misst, mit der ein Ereignis eintritt. Sie stellen eine Möglichkeit dar, aus einer Folge von Ereignissen periodische Vorgänge abzuleiten und zu erkennen – in der Elektromechanik und Akustik, oder eben im gesellschaftlichen Reaktionsraum. Durch Frequenzen entstehen Rhythmen und Strukturen, sie bilden die Basis jeder Kommunikation, selbst wenn das menschliche Ohr nur einen Bruchteil davon erfassen kann. Im Nebeneinandersetzen von Text und Musik als eigenständige Medien werden Resonanzräume geschaffen und Wechselwirkungen jenseits von Illustration oder Gefühlsverstärkung untersucht.
Die gelesenen Texte werden durch Musik, Performance und Szene für die Zuschauer/Zuhörer um solche neuen "Frequenzräume" erweitert.
Kunsu Shim: Plattenstück. Performance.
Foto: Helmut Berns / Schlosstheater Moers
Themen
Frequenzen I thematisiert unter dem Titel 233ff den sogenannten NSU Prozess, dessen schleppende Aufklärung und nimmt die Verstrickungen von NSU, Verfassungsschutz, gesellschaftlichen sowie institutionellen Rassismus unter die Lupe. Der Titel 233ff leitet sich von der Anzahl der Prozesstage am Münchner Oberlandesgericht ab, die seit 2013 bis zum Premiertag, dem 4. Oktober 2015, stattgefunden haben.
Kunsu Shim: Confused Rain - à Nam June Paik (2012)
Gerhard Stäbler: Warnung mit Liebeslied
Kunsu Shim: bevor (1994) / Bögen
Kunsu Shim: Plattenstück (2012)
Gerhard Stäbler: Wirbensäulenflöte (1984)
Gerhard Stäbler: elements acute - flowing (1994) + 233 Hz (bearbeitet von Kunsu Shim)
Kunsu Shim: Stillleben (1999) / Good-Bye Paradise (2001)
Gerhard Stäbler: AugenTanz / MundStücke (1999)
Kunsu Shim: Inserting Music (1993)
Kunsu Shim: Empfänger (2015)
Texte: Auszüge aus den Protokollen des "NSU"-Prozesses vom 06.05.2013 bis 30.09.2015
und aus www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
Frequenzen II konfrontiert Gerhard Stäblers Komposition Cassandra mit dem letzten, unvollendet gebliebenen Roman Bilder deiner großen Liebe des Autors Wolfgang Herrndorf, der mit dem Jugendroman „Tschick“ zum meist gespielten Theaterautor wurde.
Gerhard Stäbler: Cassandra (1996)
Text: Wolfgang Herrndorf/Bilder Deiner großen Liebe
Frequenzen III greift mit Veit von Thomas Harlan das Generationenthema vor dem Hintergrund deutscher Zeitgeschichte auf: Im April 1964 ruft Veit Harlan seinen Sohn Thomas nach Capri an sein Sterbebett, doch für Versöhnung ist es zu spät. Fünf Monate vor seinem eigenen Tod diktiert Thomas Harlan 2010 mit „Veit” einen berührenden, schmerzhaften Brief an den Vater und hinterlässt damit auch ein zeitgeschichtliches Dokument, das über den Vater-Sohn-Konflikt ein typisch deutsches Dilemma zwischen Verantwortung, Schuld und dem Wunsch nach Versöhnung beschreibt. “Veit“ ist bittere Abrechnung und zugleich Liebeserklärung an den Vater und Filmregisseur, der mit „Jud Süß“ den größten Propagandafilm der Nazizeit geschaffen hat und an dessen Lebenslüge, sich der Sohn lebenslang abarbeitet.
Gerhard Stäbler: Schmerzprobe. Kassandra-Studie für Viola solo (1993)
Giacinto Scelsi: Manto für Viola und Stimme (1957)
György Kurtág: In memoriam Aczél György für Viola (1991/1994)
György Kurtág: Eine Blume für Tabea für Viola (2000)
Kunsu Shim: Entwurf einer Landschaft (2015)
Kunsu Shim: aus.stellen. Performance (2012)
Gerhard Stäbler: Luna. Elektroakustische Musik für eine Ausstellung (1998)
Text: Thomas Harlan/Veit
Frequenzen IV beschließt den Zyklus mit dem politisch meist diskutierten Thema der Jetztzeit: Die große Wanderei. Bei den aktuellen Debatten über Migration und „Völkerwanderung“, die gern auf Verteidigung eines als bedroht imaginierten Eigenen zielen, wird schnell vergessen, dass Wanderungsbewegungen großen Stils historisch eher die Regel als die Ausnahme sind. Der musikalisch-szenische Parcours erzählt vom Unterwegssein des Menschen zwischen Austausch und Abgrenzung, zwischen Fremdheit und Zukunftsgewissheit.
Kunsu Shim: Registrieren. Performance mit Publikum
Gerhard Stäbler: Hart auf hart - improvisatorisch, kalkulativ für Ensemble (1986)
Kunsu Shim: Registrieren für Ensemble
Gerhard Stäbler: Hart auf hart - improvisatorisch, kalkulativ für Ensemble (1986)
Gerhard Stäbler: Black Tiger Tango für Akkordeon (2006)
Kunsu Shim: Aus freien Stücken für Klarinette, Violine und Akkordeon (2015)
Gerhard Stäbler: Nachtstück II für Klarinette, Violine und Akkordeon (2005/2016)
Kunsu Shim: Confused Rain. Performance (2012)
Gerhard Stäbler: Wirbelsäulenflöte (1984)
Kunsu Shim: Empfänger
Gerhard Stäbler: Warnung mit Liebeslied (1986)
Kunsu Shim: Inserting Music für Tonband
Kunsu Shim: Entwurf einer Landschaft für Bassflöte, Klarinette, Violine und Akkordeon (2014/2016)
Texte: Martin Heidegger, Hans Magnus Enzensberger u.a.